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Tessa

Tessa

"Men tell stories. Women get on with it. For us it was a shadow war. There were no parades for us when it was over, no medals or mentions in history books. We did what we had to during the war, and when it was over, we picked up the pieces and started our lives over.” „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah war es. Ohje, wo fange ich bloß an? Die Sache ist die: immer mal wieder greife ich zu Büchern weit außerhalb meiner Comfortzone. Bücher, von denen ich im Vorfeld weiß, dass ich ein paar schwere Tage vor mir habe, mit denen ich Kämpfen muss, die mir nachts auf Kopfkissen folgen, die mich bewegen. Mal positiv, mal negativ. Und „Die Nachtigall“ war nicht als ein solches geplant! Audible hat mich mit den verschlungenen Lettern „Liebe oder Freiheit“ angeworben. Ich dachte, ich bekomme eine seichte Kost alla Bestsellerliste. Unterhaltsam aber belanglos. Mit wenigen Erwartungen bin ich an die Sache gegangen. Schon am Anfang etwas genervt von dem Schwesternduo habe ich recht früh meine Wahl bereut, aber doch weiter gemacht. Wer gibt sich schon gerne gegen ein Buch geschlagen? Aber dann nimmt das ganze langsam, vielleicht ein bisschen zu langsam Fahrt auf. Und eine komplizierte, vielschichtige Geschichte entfacht über den Kampf der zu Hause gebliebenen entfacht. Und auf einmal weine ich in mein Kissen, nicht nur um Vianne und Isabelle, sondern um die Grausamkeit der Menschheit. Kristin Hannah macht hier einen fantastischen Job. Sie nimmt sich zwei Schwestern im schönen Frankreich, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der familiäre Hintergrund nicht ganz unkompliziert, aber nicht überdramatisch und setzt eine gute Grundlage für die Geschichte. Der Krieg setzt ein, die naive und vorlaute Isabelle will kämpfen, ihre ältere Schwester Vianne will einfach nur das es nicht passiert. Aber der Krieg passiert und wie ein dichter Nebel drückt sich seine Grausamkeit über das besetzte Frankreich. Einen riesen großen Pluspunkt bekommt die Autorin für ihre Charakteren. Wirklich gemocht habe ich keine davon. Wirklich verstanden auch nicht. Wie könnte ich auch? Aus meiner wohl behüteten Perspektive sind alle Entscheidungen einfacher zu treffen. Und doch: ihre Charakter sind vielfältig und vielschichtig. Nicht alle sind nur schwach oder nur stark, nur Helden oder nur Feiglinge. Nicht alle Franzosen sind nur gut und nicht alle Deutschen sind nur böse. Und alle haben einen weiten Weg hinter sich. Manche wachsen, manche brechen. „Die Nachtigall“ hat mich zu tiefst erschüttert. Obwohl ich die Geschichte gut kenne. Ich kenne die Schrecken des 2. Weltkrieges. In der Theorie. Aus den Geschichtsbüchern. Aber auf einmal bekommt unsere schreckliche Vergangenheit Gesichter. Die Gesichter der Menschen, die nicht in Geschichtsbüchern erwähnt wurden. Frauen, Kinder und Alte. Und obwohl es jetzt schon 10 Stunden her ist, dass ich das Buch aus der Hand gelegt habe, 9 Stunden her ist, dass meine Tränen getrocknet sind, bin ich immer noch ganz aufgewühlt. Aufgewühlt wegen der Grausamkeit Krieg, Stolz auf Menschen der Résistance und so tief traurig, dass wir Menschen einfach nicht aus unserer Vergangenheit lernen.

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