Adel vernichtet

von Daniel Pennac

Über

Der Armistead Maupin von Paris

Um mit Marcel Reich-Ranicki zu sprechen: "Was interessiert mich eine proletarische Großfamilie im Pariser Norden?" Dementsprechend die Skepsis, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Doch Daniel Pennac schafft es mühelos, den Leser für den skurrilen Alltag der Malaussènes zu begeistern und ihn Partei ergreifen zu lassen für die gebärfreudigen, öfter mal inhaftierten, lebenslustigen Familienmitglieder. In Frankreich bereits als Kult gefeiert, warteten die Leser ungeduldig auf Fortsetzungen der Geschichten.

Im vorliegenden Band geht es um die unscheinbare, orakelnde Thérèse, die im Begriff ist, einen adligen, konservativen Politiker zu heiraten. Ein Aufstieg? Mitnichten! Der Sippenstolz der Malaussènes regt sich und tatsächlich entpuppt sich so einiges an dieser Verbindung als fauler Zauber... Doch die Malaussènes kommen mit gestärktem Zusammengehörigkeitsgefühl (mehr oder minder) unbeschadet aus der Malaisse hervor. (Nur eine Malaisse? Immerhin geht es um uneheliche Kinder, Mord und Totschlag, Inhaftierung, lautstarken Sex zu dritt, Waffenschieberei im tschechischen Wahrsage-Wohnwagen und mehr...). Eine Stadtgeschichte, die in den absonderlichen, immer sympathisch-ehrlichen Haupt- und Nebenfiguren in nichts dem Personal von Armistead Maupins Stadtgeschichten nachsteht. --Kathrin Rüstig

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