Als der Kalte Krieg zu Ende war. Ein Bericht aus dem Innern der Macht

von Robert L. Hutchings

Über

Im letzten Drittel des Jahres 1989 fielen die kommunistischen Regime in Mittel- und Südosteuropa. Ein knappes Jahr später war Deutschland wiedervereinigt. Ein Jahr darauf brach das sowjetische Imperium zusammen, und Rußland schrumpfte auf die vorimperialen Grenzen des Russischen Zarenreichs. Der schnelle und größtenteils friedliche Gang der revolutionären Ereignisse verlieh ihnen den Anschein von Unvermeidlichkeit und lieferte damit ein völlig verzerrtes Bild dieses gewaltigen Umbruchs.

Aber nichts am dramatischen Verlauf der Ereignisse war unvermeidlich gewesen. Die Berliner Mauer wäre im November 1989 nicht gefallen, hätten die Polen nicht erfolgreich im selben Jahr ihre kommunistischen Machthaber herausgefordert, und sogar nach dem Fall der Mauer gab es noch enorme Hindernisse auf dem Weg zur deutschen Einheit. Auch die Auflösung der Sowjetunion war keine unvermeidliche Folge der Konflikte, die 1991 auf ihren Gebieten tobten. "Es gab immer mehrere Lösungsmöglichkeiten während der Krise des sowjetischen Kommunismus, niemals nur eine."

Robert L. Hutchings wendet sich vehement gegen jede Simplifizierung der Prozesse, die zum Untergang des sowjetischen Imperiums führten, und seine Darstellung der amerikanischen Außenpolitik in den Jahren 1989-92 untermauert diese Position. Doch das vorliegende Buch ist nicht bloß eine fundierte wissenschaftliche Analyse der Politik der Bush-Administration in der Endphase des Kalten Krieges, es ist zugleich ein Augenzeugenbericht. Hutchings wurde 1989 zum Leiter der Abteilung für Europäische Angelegenheiten des Nationalen Sicherheitsrates ernannt, und in dieser Funktion gehörte er zum Kreis von ungefähr einem Dutzend hochrangiger Stabsmitglieder, die die Richtlinien der amerikanischen Politik gegenüber Europa und der Sowjetunion wesentlich beeinflußten.

Der Autor darf also als ausgewiesener Kenner der osteuropäischen und deutschen Szenerie gelten. Und es gelingt ihm, die einzigartige Perspektive des Insiders mit der ausgewogenen Beurteilung des Analytikers zu verbinden. Seinen Lesern bietet sich die seltene Gelegenheit eines unverfälschten Blicks hinter die Kulissen der westlichen Führungsmacht in der Zeit eines epochalen geopolitischen Wandels, dessen Nachbeben gerade uns Europäer noch immer erschüttern. --Stephan Fingerle

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