Aschermittwoch

Fiktion, Roman von Ethan Hawke

Über

Die Entscheidung, eine eigene Familie zu gründen ist nicht nur eine Frage der Liebe. Man schleppt eine Menge Gepäck mit sich -- Familiengeschichte, Komplexe, Ängste, Träume. "Zu wissen, wer man ist, und dies auch akzeptieren zu können -- das ist eine Lebensaufgabe." So banal diese Erkenntnis ist, so berührend schildert Ethan Hawke, wie zwei junge Menschen mit ihr und miteinander umzugehen versuchen. In Aschermittwoch, dem zweiten Roman des vielseitigen Schauspielers (Dead Poets Society, Reality Bites) geht es um die großen Themen des Lebens: Glück, Vertrauen, Selbsterkenntnis, Verantwortung.

"Die Leute reden immer davon, wie sehr sie jemanden lieben und wie wichtig die Liebe ist. Aber was sind sie bereit, dafür zu tun? Meistens gar nichts." Jimmy hingegen würde alles tun, damit Christy ihm endlich glaubt, dass er bereit ist, sich zu ändern und sie zu heiraten.

Die Probleme fangen damit an, dass Christy gar nicht mehr so sicher ist, ob sie Jimmy wirklich heiraten will. Erst hat er nicht gemerkt, dass sie schwanger ist, und dann hat er sie auch noch sitzen lassen. Bis er nach acht Tagen reumütig wieder ankam. Ob so jemand der richtige Vater für ihre Tochter ist? Auf einer langen Autofahrt, die von Kingston über Manhattan, Cincinatti, New Orleans bis nach Houston führt, kämpfen Jimmy und Christy mit sich -- miteinander: um die Liebe.

"Wie wäre es", fragt sich Christy, "wenn wir einander nur lieben und so wahrhaftig wie möglich zusammenleben könnten, anstatt irgendeiner Vorstellung entsprechen zu wollen, wie eine Beziehung auszusehen hat?" Wenn man es fertigbrächte, den anderen stets als eigenständigen Menschen zu sehen, anstatt ihn immer nur in Bezug auf die eigene Person zu beurteilen? "Ich wollte niemanden, der nur deshalb bei mir blieb, weil er es mir vor achtzehn Jahren oder so einmal versprochen hatte."

Die Perspektiven ändern sich wie das Leben selbst. "Als ich sieben Jahre alt war, habe ich mir geschworen, niemals Sex zu haben", erinnert sich Christy. "Mit elf Jahren erschien es mir unvorstellbar, dass ich jemals heiraten oder einen Beruf ausüben würde. Und jetzt kann ich mir den Tod nicht vorstellen." Doch letztlich hängt alles davon ab, ob wir bereit sind, "das Leben zu lieben, das wir haben, anstatt andere um ihres zu beneiden". Ob wir fähig sind, Veränderungen zu akzeptieren. Aber woher wissen wir, was für uns gut ist? Und haben wir wirklich den langen Atem, den es braucht? "Ich will dir nur sagen", warnt Christy ihre große Liebe, "wenn du versuchen willst, mich nach Hause zu bringen, ist das ein langer Weg."

Treue hin, Kinderwunsch her -- am Ende ist das die große Entscheidung, die man zu treffen hat: Ob man nämlich einem anderen Menschen "das Einzige schenken" will, "was wir wirklich zu geben hatten: unsere Zeit". Die Liebe, erkennt Jimmy, kann nur glücken, wenn beide den Gedanken bejahen, einander "die Minuten unseres Lebens zu schenken".

Müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich Hollywood das entgehen ließe. Trotzdem: schönes Buch. --Axel Henrici

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