Das Tuschezeichen

von Amy Tan

Über

Genetisch gesehen ist Ruth Young halb Chinesin, halb Amerikanerin. Doch zu der fernöstlichen Heimat ihrer Mutter LuLing, die als junge Frau nach San Francisco kam, hat Ruth keinerlei Beziehung. Denn über ihre Kindheit und Jugend in einem Dorf südlich von Peking will LuLing nicht sprechen, sondern flüchtet sich in nebulöse Andeutungen über Geister und Flüche, die auf der Familie lasten. Nach und nach gibt Ruth ihre bohrenden Fragen auf, die schon immer schwierige Beziehung zwischen Mutter und Tochter kühlt ab, bis sich beide kaum noch etwas zu sagen haben.

Da wird bei LuLing beginnender Alzheimer diagnostiziert, und Ruth muss sich darüber klar werden, was mit ihrer Mutter geschehen soll. Beim Ausräumen von LuLings Wohnung stößt sie auf deren selbst verfasste Biografie und lässt sie ins Amerikanische übersetzen. Während LuLing die Gegenwart täglich mehr vergisst, erfährt Ruth die tragische Vergangenheit LuLings, die diese hinter sich lassen wollte, und die sie doch nie losließ. Und sie erkennt, wie viel sie ihrer Mutter tatsächlich bedeutet.

Mütter und Töchter im Spannungsfeld zwischen Ost und West, zwischen gestern und heute: Auch Das Tuschezeichen ist eine Variation des Themas, das Autorin Amy Tan (selbst Tochter chinesischer Emigranten) bereits in ihrem Bestseller Töchter des Himmels in den Mittelpunkt stellte und auch in späteren Romanen immer wieder aufgriff. Und doch kommt das gelangweilte Gefühl, Tan schriebe nur von sich ab, nicht auf: Wieder kann man sich der Faszination ihrer Frauenfiguren kaum entziehen, begleitet sie gebannt auf der Suche nach ihren Wurzeln. Die Generations- und Kulturkonflikte chinesischer Auswanderer und ihrer Kinder -- da stecken sicher noch mehr Romane drin. --Beate Strobel

Erschienen

2001

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