Der Sohn des Teufels

Roman von Jonathan Nasaw

Über

Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Nasaw spielte bislang allenfalls in der zweiten Liga der Thriller-Autoren mit. Von den vier erschienenen Romanen um seinen eigenwilligen Serienhelden E.L. Pender hatte lediglich der erste, Die Geduld der Spinne, etwas von einem großen Wurf. In Der Sohn des Teufels schickt Nasaw den abgehalfterten FBI-Agenten nun ein weiteres Mal ins Rennen und vollzieht dabei einen Zeitsprung, bei dem er seine Leser in ersten Teil des Buches zunächst einmal in die Vergangenheit schickt.

1985: Der 15-jährige Luke wächst in der Obhut seines Vaters und seiner transsexuellen „Stiefmutter“ auf. Deren kriminelle Machenschaften fliegen eines Tages auf, beide kommen bei einer Schießerei ums Leben. Auch Luke gerät ins Visier der Fahnder. Sie sind überzeugt, dass er auf einem Video zu sehen ist, in dem eine junge Frau bestialisch ermordet wird. Der unschuldige Teenager wird Opfer der Ermittlungs- und Justizbehörden, denen daran gelegen ist, den Fall möglichst schnell zu den Akten zu legen. Sie treiben Luke in eine ausweglose Situation, an deren Ende die Zwangseinweisung in eine Nervenheilanstalt steht. Durch Medikamente ruhig gestellt, erlebt Luke zunächst ein nicht enden wollendes Martyrium. Doch nachdem die Drogenschleier sich langsam lichten, wächst in dem jungen Mann schon sehr bald ein unstillbares Verlangen nach Rache. Er setzt alles daran, die Personen zur Strecke zu bringen, die ihn auf diesen Horrortrip geschickt haben. Dazu zählt vor allem der FBI-Beamte, der ihn vor Gericht gebracht hat: E. L. Pender. Wie seine Vorgänger ist auch dieser Band nichts für zartbesaitete Zeitgenossen. Eine anfangs klug durchdachte Story versinkt zum Ende hin in einem blutrünstigen, schockierenden und jederzeit detailreich beschriebenen Gewaltrausch. Wer sich mit solchen Exzessen zufrieden geben mag, wird hier also bestens bedient. Doch seien wir mal ganz ehrlich: Letztlich wünscht man dem ausgebrannten und desillusionierten FBI-Ermittler Pender, dass er seinen wiederholt geplanten Ausstieg aus dem Beruf endlich hinbekommt. Vielleicht sollte man ihm einen weiteren Fall dieses Kalibers lieber ersparen. – Christoph Reudenbach

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