Die Go-Spielerin

von Shan Sa

Über

Als sie vier Jahre alt war, da unterrichtete ihr Cousin Lu die junge Chinesin und Titelheldin von Shan Sas Roman im japanischen Strategiespiel Go. Schon damals war die rebellische Außenseiterin vom Wunsch zu siegen wie beseelt -- bis sie zu wahrer Meisterschaft gelangte und als erste Frau auf dem Platz der Tausend Winde spielen durfte. Inzwischen ist die adelige Icherzählerin in Die Go-Spielerin 16 Jahre alt. Ihr Cousin ist auch erst 20 -- und sieht doch schon aus wie ein Greis.

Die Zeiten sind hart in der Mandschurei des Jahres 1937: Die Japaner haben das Land besetzt, Aufstände werden brutal im Keim erstickt, Mitläufer beherrschen die politische Szene, Peking steht kurz vor dem Fall. In dieser Situation kommt ein Mandarin auf den Platz der Tausend Winde und fordert die Chinesin immer wieder zum Spiel heraus. Erst später erfährt das Mädchen, dass dies einer der verhassten japanischen Militärs gewesen ist. Auf dem jahrhundertealten Spielfeld des Go werden die Strategien von Angriff und Verteidigung wie in den Schützengräben neu erprobt -- und auf dem Schlachtfeld der Liebe ebenso. Am Ende stehen sich die beiden auf tragische Weise zum letzten Mal gegenüber und müssen erkennen, dass sie Spielbälle einer viel größeren Macht gewesen sind: "Ich weiß, dass das Spiel da oben weitergeht", erkennt der Japaner, der zweite Icherzähler dieses bezaubernden Buchs.

Als Die Go-Spielerin, der dritte Roman der 1989 nach dem Massaker auf dem Tianmen-Platz nach Paris emigrierten 30-jährigen Chinesin Shan Sa, in Frankreich erschien, wurde er sofort zum Sensationserfolg. Man kann das gut verstehen. Denn so einfach, klar und zart (und mit so viel exotischem Lokalkolorit) hat man selten von der Liebe in Zeiten des Krieges gelesen. --Thomas Köster

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