Die Psychologie des Terrors

von Jerrold M. Post, Robert S. Robins

Über

Als der Politikwissenschaftler Robert S. Robins und der Psychiater Jerrold M. Post 1997 die amerikanische Originalausgabe dieser exzellenten politisch-psychologischen Studie mit dem Titel Political Paranoia. The Psychopolitics of Hatred vorlegten, da wurde sie von einer vergleichsweise kleinen Fachöffentlichkeit wahrgenommen. Nach den Ereignissen vom 11. September 2001 wird es die nun vorliegende deutsche Ausgabe leichter haben, schnell ein großes Publikum zu finden. Darauf zielt wohl auch der deutsche Titel. Doch vollkommen unabhängig von der Aktualität des Terrors und unabhängig auch von der Frage, ob dessen jüngste Eskalation tatsächlich im Rahmen und mit den Instrumenten der hier vorgelegten Theorie angemessen gedeutet werden kann, hat dieses Buch die allergrößte Aufmerksamkeit verdient.

Robins und Post demonstrieren anhand zahlreicher Beispiele überzeugend, dass die pathologischen Wurzeln politischen Wahns regelmäßig paranoider Natur sind, er also durch ein System von Wahnideen gekennzeichnet ist, innerhalb dessen persönliche Konflikte nach außen projiziert und einzig der angeblichen Feindseligkeit anderer angelastet werden. Zu den typischen Symptomen des (politischen) Paranoikers gehören weiterhin insbesondere die beharrliche Unerschütterlichkeit sowie die logisch-systematische Konsistenz der mit Verfolgungs- und Größenwahn einhergehenden Selbsttäuschung.

"Die klinische Paranoia", bemerken die Autoren in ihrer Schlussbemerkung, "verbindet man zwar mit einer schweren Geisteskrankheit, doch die Bereitschaft, anderen Menschen an unserem Missgeschick die Schuld zu geben, ist in der menschlichen Natur überhaupt tief verwurzelt. Politische Paranoia ist in jeder Gesellschaft weit verbreitet, besonders in solchen, die einen rapiden Wandel durchmachen." Dass gegenwärtig weltweit alle Gesellschaften in einem schnellen und zudem äußerst tief greifenden Wandel begriffen sind, ist unabweisbar. Und unabweisbar ist leider auch, dass gerade in Krisenzeiten regelmäßig und trotz der bitteren Lehren des blutigen 20. Jahrhunderts auch heute noch diejenigen politischen Führer sich des größten Zuspruchs erfreuen, die den Feind exakt benennen zu können vorgeben und die zugleich einen konkreten Handlungsplan bei der Hand zu haben scheinen, wie dieser Feind -- endgültig -- zu vernichten sei. Zu den Verdiensten von Robins und Post zählt nicht nur, die kulturübergreifende Gleichförmigkeit dieses Musters deutlich gemacht zu haben, sondern auch, den Leser für die Frühformen dieser lebensbedrohlichen, (selbst)mörderischen Krankheit zu sensibilisieren. --Andreas Vierecke

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