Die dritte Jungfrau: Roman (Komissar Adamsberg ermittelt)

Krimi, Roman von Fred Vargas

Über

Wenn er die Gardine seines Hauses mit einer Wäscheklammer fixiert, kann Lucio das eigentümliche Treiben seines neuen Nachbarn besser beobachten. Offenbar hat der kleine, dunkelhaarige Typ, der da draußen mit freiem Oberkörper im kühlen Märzwind seine Mauer hochzieht, keine Ahnung von der Maurerkunst „Kein Lot im Kopf und keins in den Händen“, stellt Lucio fest. „Der folgt seinem eigenen Kompass. Grad wie’s ihm passt.“

Was der Alte beobachtet, ist wahrer, als er selber weiß. Denn der Mann, der das kleine Haus in seiner Nachbarschaft mitten in Paris erworben hat, ist Jean-Baptiste Adamsberg von der Mordbrigade. Für seine merkwürdigen Fälle braucht der Protagonist der Romane von Fred Vargas einen eigenen Kopf und Gedanken, die sich nicht am Mainstream ausloten. Der verschrobene Lucio ist hierfür der beste Beweis. Behauptet er doch, in Adamsbergs neuem Domizil würde der Geist einer unheimlichen Nonne aus dem 18. Jahrhundert sein Unwesen treiben. Dann wird auch noch ein Hirsch gefunden, dem man das Herz herausgerissen hat. Und dann liegen an der Port de la Chapelle noch zwei männliche Leichen mit durchgeschnittener Kehle, die offenbar zuvor nach irgendetwas gegraben haben müssen. Adamsberg bleiben zur Aufklärung des Doppelmordes nur wenige Tage Zeit. Denn seine Vermutung klingt so aberwitzig, dass ihm seine Vorgesetzten nicht mehr folgen wollen...

„Die Toten gehen nicht fort, wenn sie ihr Leben nicht zu Ende gelebt haben“, sagt der schrullige Lucio einmal zu Adamsberg. In Die dritte Jungfrau gräbt Adamsberg gleich in mehrfachem Sinn die nicht zu Ende gelebten Leben von Geistern und Ermordeten aus -- und kommt dabei einer wahrhaft unglaublichen Wahrheit auf die Spur. Im Roman hat die gelernte Pariser Archäologin Vargas jedenfalls wieder eine Geschichte zu Tage gefördert, die an Spannung kaum mehr zu überbieten ist. -- Thomas Köster, Literaturanzeiger.de

Erschienen

2006

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