Drei Streifen gegen Puma: Zwei verfeindete Brüder im Kampf um die Weltmarktführerschaft

von Barbara Smit

Über

Eine holländische Autorin, die in Frankreich lebt, zu deutschen Sportunternehmen recherchiert und ihr Manuskript auf Englisch vorlegt – kann das gutgehen? Es kann. Smit ist ein lebendig erzähltes und hervorragend recherchiertes Buch über die Menschen hinter Adidas und Puma gelungen. Ein Drehbuchschreiber hätte sie sich nicht besser ausdenken können, diese Geschichte zweier verfeindeter Brüder, die es beide schaffen, in der gleichen Branche ein großes Unternehmen aufzubauen, und sich sodann einen erbitterten Kampf um die Weltmarktführerschaft liefern. Da beide sich in Herzogenaurach ansiedeln, spaltet ihr Streit förmlich die Stadt. „Der Ort wurde als die ´Stadt des gesenkten Blicks´ bekannt, denn die Leute achteten genau darauf, welche Schuhe der andere trug, bevor sie ein Gespräch anfingen“, beschreibt Smit die fast schon surreale Situation. An vielen Stellen liest sich ihr Buch fast wie ein Krimi, denn die beiden Familien Dassler gaben nicht nur Unsummen für ihre absurden Rechtsstreitigkeiten aus, sondern bekriegten sich mit einfallsreichen Intrigen. Wer die Sympathien des Lesers gewinnt ist schnell klar: Adi, der Tüftler, der Adidas aufbaute, kommt deutlich besser weg als Puma-Gründer Rudolf, der vielen Zeitgenossen als jähzornig und arrogant in Erinnerung geblieben ist.

Sportfans dürften in dem Buch voll auf ihre Kosten kommen, man erfährt einiges darüber, was hinter den Kulissen ablief im Leistungssport von den 30er Jahren bis heute – denn Adi, Rudolf und ihre Nachkommen lieferten Maßanfertigungen für viele berühmte Sportler, versuchten viele Olympiasieger für sich zu gewinnen und kannten natürlich alle persönlich. Eins der Highlights: Adi Dassler war mit Sepp Herberger befreundet und mischte beim „Wunder von Bern“ mit. Doch was ganz unschuldig mit ein paar geschenkten Schuhen begann, entwickelte sich einige Jahre später unter Adis ehrgeizigem Sohn Horst zum Problem. „Der gekaufte Sport“, titelte der Spiegel schließlich, als die finanziellen Verflechtungen von Marketing und Spitzensport in den 80er-Jahren zu dreist wurden.

Ein Lehrstück für Manager wird Smits Buch im letzten Drittel. Arroganz, verstaubte Firmenkulturen und eine Abneigung gegen den Wandel brachten sowohl Adidas als auch Puma an den Rand des Abgrunds. „Jogging ist kein Sport“, höhnten sie angesichts des Fitnessbooms und sahen tatenlos zu, wie Nike und Reebok sie überflügelten und Sportschuhe Teil der amerikanischen Freizeitkleidung wurden. Beide, Puma und Adidas, mussten verkauft werden, und es ist fast ein Wunder, dass sie schließlich doch die Kurve kriegten und heute nicht schlecht dastehen. Obwohl einige der damaligen Investoren später Zellennachbarn im Knast wurden. Das erzählt Smit in ihrem vernüglichen Nachwort, in dem sie nachzeichnet, was aus den Akteuren des Buches später wurde.

-- Sylvia Englert

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