Über

Heute, am späten Nachmittag, überquerte ich den sonnenbeschienenen Platz und betrat die Kirche mit der Absicht, mit der ich jede Kirche betrete, mit diesem überwältigenden und unstillbaren Zwang, eine Kerze anzuzünden, ein Licht zu entfachen, für ein Kind, das nur neun Jahre lebte und dann in ein ewiges Fegefeuer geworfen wurde, in das Feuer der Verdammnis. Für ein Kind, das völlig unbemerkt dahin sank und nie mehr zu seiner Leichtigkeit zurückfand, das getötet wurde , brutal und mitleidlos, und weiterleben musste, das hilflos sich ergeben musste dem gnadenlosen Zugriff. Ich singe ein Lied für alle unschuldigen Kinder. Und in dem ich eine Kerze anzünde, gedenke ich nicht nur diesem einen, so fernen, im grauen Dunstschleier der Vergangenheit entschwundenen Kind, sondern allen unschuldigen Kindern, in ihrem Schmerz, in ihrer Trauer, in ihrer Hilflosigkeit, in ihrer einsamen Verzweiflung. Denn sie sind traurig und hilflos und verzweifelt, doch vor allem sind sie unschuldig.

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