Marlene Dietrich. Die große Biographie.

von Donald Spoto

Über

Jahrelange Abschottung von der Außenwelt war Ausklang der glanzvollen Karriere von Marlene Dietrich. Doch bereits zuvor war sie nicht gerade großzügig, was Informationen über ihr Privatleben anging. Die strikt geschlossenen Vorhänge ihres Lebens aufzuziehen wurde somit selbst für einen geübten Biografen wie Donald Spoto zur Herausforderung. Also hat Spoto für sein Marlene-Buch Interviews geführt, Filme mit und über die Dietrich betrachtet sowie jede Menge Literatur gewälzt. Nur eines konnte er natürlich nicht: mit der Frau selbst sprechen -- sie hätte ihn gar nicht zu sich vorgelassen. Lesen konnte Marlene Dietrich dieses Buch dann auch nicht mehr, starb sie doch 1992, im Entstehungsjahr des Bandes. Aber Bücher über sie selbst hatten sie ohnehin nie sonderlich interessiert.

Wenn doch, so hätte sie eine umfangreiche Biografie vorgefunden, die in klassischer Form ihr Leben von der Geburt 1901 an beschreibt. Der Band berichtet von Dreharbeiten, den in der Regel damit verbundenen Affären und erzählt viel über meist mittelmäßige Filme. Denn nach Spoto "hat niemand Marlene je bezichtigt, eine der großen Schauspielerinnen des Jahrhunderts zu sein" -- ihr Erfolgskapital war ihre Ausstrahlung, geprägt von "Selbstbezogenheit und Selbstverliebtheit". Doch "vielleicht war nie ein Filmstar mehr von seinem eigenen Image gefangen" und dies führte die Dietrich direkt in die Isolation, denn wie sonst kann man ein solches Bild im Alter aufrechterhalten? "In gewisser Weise", meint Spoto dazu, "war sie eine Figur aus einem Film geworden -- verschleiert und unnahbar -- und ein Opfer genau jenes Ruhms, den sie für ihre Existenz brauchte". Ein trauriges, aber konsequentes Ende, das belegt Spotos Buch, obgleich es sich dem Mythos Marlene auch nur annähern kann. --Joachim Hohwieler

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