Sammellust

von Hella Kemper

Über

"In das Universum eines Sammlers einzudringen ist immer Schock und Glück zugleich." Ein ehrlicher Eindruck zweier Autorinnen, die 20 leidenschaftliche Sammler porträtiert haben. In Wort und Bild zeichnen sie besessene und begeisterte Menschen, die Schönes und Seltenes, Skurriles und Sakrales sammeln.

Und diese Bilder sind einfühlsam und verständnisvoll, spiegeln Freude und Glück über jedes neu erstandene Beutestück wider, selbst wenn "das Wohnzimmer der Familie mit jedem Stück mehr zum privaten Museum" wird. Flakons, Buntpapier oder Glasperlen aus aller Welt dekorieren atmosphärisch und individuell ganze Wohnräume. Na ja, das hält sich ja noch im Rahmen, mag man sagen, richtige Sammelleidenschaft aber macht auch vor Kleinwagen, Blechspielzeug, Puppenhäuser oder alten Grabkreuzen nicht Halt und die fordern schon mehr Platz. Wunderschön und schon ausgesprochen rührend die Sammlung eines Ehepaares, die Goethes "Hermann und Dorothea" als "Spiegelbild ihrer eigenen Liebe" ansehen: 850 verschiedene Ausgaben haben sie gesammelt. Und, wer hätte anderes gedacht, sie haben nicht vor, damit aufzuhören.

Natürlich steht für das Autoren-Team, eine Journalistin und eine Fotografin, die Sammlung im Vordergrund. Aber wie von selbst wird stets auch ein liebenswertes Porträt des Sammlers daraus, dessen Objekte seiner Begierde "der rote Faden einer Biografie" sind und "das Rückgrat eines Lebens". Und ganz egal, ob zurückgezogen und unbekannt oder prominent und im Rampenlicht, Zeit zum Sammeln bleibt immer: Heide Simonis, wenn sie als Politikerin nicht gerade Stimmen sammelt, hortet Porzellan und Tischwäsche. Beeindruckend auch die Sammlung von Walter Kempowski: nach Jahrzehnten nennt er 7.000 private Tagebücher sein eigen.

Alles liebenswerte Spinner? Aber nein, denn: Hand aufs Herz, irgendetwas sammelt jeder, vielleicht ja Bücher wie dieses! --Barbara Wegmann

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