Stravaganza 1: Stadt der Masken

Fiktion von Mary Hoffman

Über

Der erste Gedanke ist: Da will eine auf den Harry Potter-Zug aufspringen, indem sie Fantasy-Themen mit einer Portion Magie mischt und jugendliche Helden gegen das ewig Böse kämpfen lässt. Aber warum soll man sich nicht gute Bücher zum Vorbild nehmen?

Die Handlung spielt im heutigen England, wo der 15-jährige Lucien von einer Krebserkrankung ans Bett gefesselt ist, und in Bellezza, wie das Venedig des 16. Jahrhunderts hier heißt. Zu dieser fremden, faszinierenden Stadt hat Lucien als Stravagante, als "Wanderer zwischen den Welten", plötzlich ungehinderten Zugang. Er gerät zwischen die politischen Fronten, denn der machtgierige Botschafter Chimici möchte der Selbstständigkeit Bellezzas ein Ende machen und schreckt selbst vor Mordanschlägen auf die Herzogin nicht zurück.

Silvia ist eine gute Regentin, allerdings hat sie ein dunkles Geheimnis zu verbergen. Lucien wird nicht recht schlau aus ihr, während er den Wissenschaftler (und Stravagante-Kollegen) Rodolfo und die gleichaltrige Arianna rasch lieb gewinnt. Er genießt sein zweites, gesundes Leben, denn in der wirklichen Welt fühlt er sich oft so, "als ob er Vanillepudding in den Adern hätte statt Blut". Wären da nur nicht Chimici und Konsorten, denen "eine Person ohne Schatten" und ihr Talisman sehr gelegen kommen.

Die Idee ist nicht neu, erhält aber -- ähnlich wie bei Die Brüder Löwenherz -- durch das Thema Krankheit/Tod zusätzliche Spannung. Eben die wird zum Beispiel bei der teuflischen Intrige gegen Lucien und Arianna geschickt aufgebaut, doch dann nicht lange genug aufrecht erhalten. Wie bei einer Daily Soap wird die Geschichte mit ständigen Szenenwechseln vorangetrieben. Der Stil ist manchmal etwas umständlich, was auch an der Übersetzung liegen mag.

Grundidee, Charaktere und Schauplätze stimmen -- nur das Timing muss noch besser werden (übrigens: auch für viele Potter-Fans sind die mittleren Bände die besten). Dann darf man echt gespannt sein, wie es Lucien in seinem neuen Leben ergeht. --Patrick Fischer

Erschienen

2002

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