Wenn alte Damen schießen... Ein Malaussene- Roman.

Roman von Daniel Pennac

Über

Manche Schriftsteller erzählen Geschichten, andere erschaffen gleich Welten. Daniel Pennac, in dieser Hinsicht fast einzigartig unter Krimiautoren, beschwört eine Pariser Vorstadt herauf, die zwar heruntergekommen sein mag, aber trotzdem wie von einem Heiligenschein umgeben ist: Belleville. Darüber hinaus verfügt diese Gegend über eine eigenen Schutzengel namens Benjamin Malaussène.

Kennen gelernt haben wir Ben in Paradies der Ungeheuer, dem ersten Roman der Belleville-Serie. Zusammen mit einer stetig wachsenden Familie wohnt er in einem ehemaligen Haushaltswarenladen und geht seiner Berufung nach: Er arbeitet als hoch bezahlter Sündenbock in einem angesehenen Verlagshaus. Wenn etwas schief läuft, muss er den Kopf hinhalten und wütende Autoren und Kunden besänftigen.

Als wäre seine Familie noch nicht groß genug, hat er jetzt auch noch eine Hand voll Großväter bei sich aufgenommen -- nette alte Männer, die dringend einer helfenden Hand bedurften. Problematisch wird das, als im Viertel plötzlich alte Damen umgebracht werden und schließlich sogar ein Polizist. Benjamin gerät unter Mordverdacht, und außerdem soll er seine hinfälligen Schützlingen mit Drogen versorgt haben. Was tun? Seine Freundin Julie, mit allen Wassern gewaschene Journalistin, könnte ihm vielleicht helfen, doch sie ist spurlos verschwunden. Oder hat sie gar etwas mit den Morden und dem Drogenhandel zu tun?

Daniel Pennacs Kriminalromane sind gleichermaßen realistisch wie unserer Welt entrückt. Am ehesten lassen sie sich mit den Werken des Magischen Realismus in all seinen Spielarten vergleichen: mit Gabriel García Márquez, mit Jerome Charyn oder Sean Stewart. Pennacs Paris ist eine Traumwelt, die uns umso deutlicher spüren lässt, wie grau unser Alltag doch ist. Und seine Figuren sind von einer Liebe (oder einem Hass) erfüllt, die sich in dieser Intensität sonst nur im Märchen finden. Es fällt ausgesprochen schwer, dieses Belleville wieder zu verlassen, und das Verlangen, dorthin zurückzukehren ist fast übermächtig. Der Stoff, aus dem die Träume sind. --Hannes Riffel

Erschienen

1987

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