Ansichten eines Solisten

von Werner Schneyder

Über

"Ich finde es nicht so originell, dass jemand eine Meinung hat. Aber es mag sein, dass es so wenige Leute gibt, die Meinung artikulieren, dass man auffällt, wenn man das tut." Das sagte Werner Schneyder im Rahmen eines Interviews, das er anlässlich seines 65. Geburtstages gab. Werner Schneyder hatte stets eine Meinung, insbesondere eine Meinung über Politik. Schmerzlich vermissen wir seine Kabarettauftritte, besonders jene mit seinem langjährigen Partner Dieter Hildebrandt. Umso erfreulicher ist es, dass sich Werner Schneider zum Geburtstag die Essaysammlung Ansichten eines Solisten schenkte. Und sich dabei nicht einmal ansatzweise um Objektivierung bemüht -- vielmehr hält er diese als Ausrede für Haltungslosigkeit, Feigheit und Pragmatismus.

Er nimmt kein Blatt vor den Mund, provoziert auf höchstem Niveau und vermag mit seinen Wortmeldungen und Nachreden über Politik, Kultur, Kulturmenschen, Gesellschaft sowie Sport zu fesseln. Den Slogan "Recht auf Arbeit" findet Schneyder abgrundtief blöd, es müsse der Lehrsatz gelten: Ein Mensch, der mehr arbeitet, als er muss, ist ein Trottel. Eine Gesellschaft, die den Menschen zwingt, mehr zu arbeiten, als er müsste, sei kriminell, gehöre umgestaltet (nachzulesen im Kapitel "Die neue Aufgabe der Sozialdemokratie").

In den weiteren Abschnitten zerpflückt Schneyder Thomas Bernhards Romanerstling, nennt André Heller einen Weltmeister des Etikettierens, behauptet, es müsse einen Unterschied zwischen Literatur und Literatur geben und findet ihn auch: Bei der vom literarischen Feuilleton als Literatur anerkannten Literatur handle es sich um Literaturliteratur, alles andere sei nur oder keine Literatur.

Werner Schneyder studierte Publizistik und Kunstgeschichte, arbeitete als Fußballreporter, Boxkommentator, Dramaturg, Regisseur, Kabarettist, Schauspieler, Sänger, Autor, Lyriker und TV-Unterhalter. Manche im Land Österreich sind unbequem und unbestechlich, Schneyder verfügt außerdem über Humor und Esprit. --Elfriede Quell

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