Die verwundete Stadt: Begegnungen in Bagdad

von Jon Lee Anderson

Über

Jon Lee Andersons Kolumne "Letter from Baghdad", die im New Yorker erscheint, gehört zum Besten, was über den Irak geschrieben wurde. Nun hat er seine Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst. DIE VERWUNDETE STADT schildert die jüngere Geschichte Bagdads - von den letzten und surreal anmutenden Tagen des Saddam-Regimes über die verheerenden Bombenangriffe bis zum Widerstand gegen die Besetzer. Weil Anderson nicht die üblichen Reporterwege geht, entsteht ein vielschichtiges Panorama des vom Konflikt gezeichneten Zweistromlands. Typisch, dass er am Vorabend des Kriegs ein Hauskonzert besucht. Oder dass er sich einer Rückenbehandlung unterzieht, um mit den Ärzten zu politisieren. Anderson trifft Saddams Lieblingschirurgen, Fanatiker, Friseure, Angehörige von Bombenopfern. Frühzeitig tritt dabei zutage, was inzwischen zur Gewissheit geworden ist: dass sich der Irak nicht durch eine neokoloniale Besatzungsmacht kontrollieren lässt. Andersons Beobachtungen sind präzise, sein Stil ist bildreich, so dass der Leser glaubt, selbst dabei zu sein: die Sandstürme, die letzten Friedenstage, das folgende Chaos, und mittendrin der Tigris, der im Bombenhagel "so ruhig dahinfließt wie Olivenöl". DIE VERWUNDETE STADT ist literarischer Journalismus und Kriegsreportage zugleich.

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