Josephus-Trilogie: Der jüdische Krieg

Roman von Lion Feuchtwanger

Über

Die “Josephus-Trilogie” ist eines der persönlichsten Werke Lion Feuchtwangers. In dem Romanzyklus gestaltete er nicht nur die Lebensgeschichte des jüdischen Historikers Flavius Josephus sondern auch die Tragödie des intellektuellen Judentums, dessen Außenseitertum und das verzweifelte Streben, in einer Welt der Vorurteile und der Gewalt eine vermittelnde, aufklärerische Rolle zu übernehmen.



Der historische Flavius Josephus (eigentlich Josef Ben Matthias) ist 37 oder 38 n.Chr. in Jerusalem geboren und wird für den Priesterberuf ausgebildet. Als 27jähriger Priester wird er zu Verhandlungen nach Rom geschickt. Von nun an ist sein Schicksal eng mit dem Roms verbunden.



Beim großen jüdischen Aufstand gegen die römische Weltmacht hat der aufstrebende Gelehrte eine führende Position inne und verkündet ein fanatischen Nationalismus. Nach der blutigen Niederschlagung rettet er sein Leben nur dadurch, dass er den Konsul Vespasian zum lang erwarteten Messias erklärt. Während die Juden ihn als feigen Überläufer meiden, ja als Verräter und Opportunist beschimpfen, lebt Joseph nun an der Seite Vespasians, der zum neuen Kaiser und Gott der Römer ausgerufen wird. Jetzt schreibt er „Die Geschichte des Jüdischen Krieges“, eine aus der Sicht der Römer verfasste Darstellung der Ereignisse.



Flavius Joseph fühlt sich nicht mehr als Jude, aber auch nicht als Römer - er ist ein Bürger des ganzen Erdkreises. Als jedoch Vespasians Sohn Titus den Krieg gegen Palästina fortsetzt und Jerusalem belagert, nimmt Joseph als Berichterstatter und Chronist an der Zerstörung des Tempels teil. Er ist vom Ehrgeiz besessen, ein großer, ja der größte Historiker im Rom seiner Zeit zu werden. Daneben will er als Jude von der römischen Gesellschaft anerkannt und respektiert werden.



Lion Feuchtwanger hatte sich schon lange mit dem Gedanken getragen, die Problematik zwischen jüdischen Nationalismus und römischen Kosmopolitismus zu gestalten Mit Unterbrechungen arbeitete er über ein Jahrzehnt an diesem Projekt, ein schwieriger Schreibprozess in den Jahren des Niedergangs der ersten deutschen Republik und später unter den Bedingungen des Exils.



Im ersten Band „Der jüdische Krieg“ konzentrierte er sich ganz auf die Wandlung des jüdischen Priesters Josef Ben Matthias zum Weltbürger Flavius Josephus. Der Roman, der 1932 im Frankfurter Propyläen Verlag erschien, enthält aber auch viele Aspekte des Geschehens Anfang der 30er Jahre, als sich in Deutschland der Antisemitismus mehr und mehr zum Rassenwahn steigert.



Manfred Orlick

Erschienen

1932

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