Onkel Petros und die Goldbachsche Vermutung

von Apostolos Doxiadis

Über

"Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf -- bei uns war es Onkel Petros." Der Erzähler von Apostolos Doxiadis erstem Roman Onkel Petros und die Goldbachsche Vermutung kommt einfach nicht dahinter, warum sein Onkel bei der Familie in Ungnade gefallen ist. Petros Papachristos, ein freundlicher, sanftmütiger Einsiedler, der sich einzig der Gärtnerei und dem Schach widmet, zeigt weder Anzeichen von Zersetzung noch von Trägheit: Warum also wird er von der Familie so gering geschätzt? Eines Tages verrät es ihm sein Bruder: "Dein Onkel Petros warf Perlen vor die Säue; er empfing etwas Heiliges, Geweihtes und Besonderes und er hat dieses schamlos besudelt und entweiht... Seine Begabung, natürlich... Diese großartige, einzigartige Begabung, mit der ihn Gott gesegnet hatte; sein außergewöhnliches, beispielloses mathematisches Talent! Dieser elende Narr hat es vertan, er vergeudete es und warf es zum Fenster hinaus. Kannst du dir das vorstellen? Der undankbare Bastard hat niemals auch nur einen Tag lang sinnvolle mathematische Arbeit geleistet. Niemals! Nichts! Null! Finito! Schluss!"

Es versteht sich von selbst, dass eine derartig ausfällige Erregung die Neugierde des Jungen nur noch steigert. Und schließlich stößt er auf eine Geschichte von Versessenheit und Frustration, von den Bemühungen seines Onkel Petros, einen Beweis für eines der größten Rätsel der Mathematik zu finden: die Goldbach-Theorie. Der Zahlenunkundige mag diesen Stoff für einen Roman anfangs wenig aufregend finden. Doch Doxiadis präsentiert eine wunderschön ausgedachte Erzählung, die eine exklusive Welt des Intellekts öffnet, zu der nur sehr wenige Zugang haben, in der Zahlen zu belebten Wesen mutieren, jedes durch "eine individuelle Persönlichkeit" geprägt. Ohne den Leser jemals zu befremden, führt er den Zauber dieser Kunst wie auch den Ehrgeiz, den Neid und die Suche nach Ruhm vor, die ihre Apostel durchdringen. Indem er ein Gleichgewicht herstellt zwischen dem eigenen, unbeholfenen Eintritt seines Erzählers ins Erwachsenendasein und dessen schmerzlichen Erinnerungen an seinen brillanten Verwandten, zeigt Doxiadis wie die Welt der Zahlen verführen und wie grausam sie dann schließlich als Geliebte sein kann. "Ein Mathematiker wird geboren, nicht geschaffen", pflegte Petros zu sagen -- ein Erbe, das sich als Fluch und Geschenk zugleich erweist. --Burhan Tufail

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m3t3or

M3t3or

Ein wirklich interessantes Buch, welches tiefe Einblicke in die Welt der Theoretischen Mathematik erlaubt, ohne dass man selbst etwas davon verstehen müsste. Eine sehr gute Story, die in der Realität verankert ist !

0 Antworten geschrieben im Juni
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