Pariser Nahaufnahmen

von Louis-Sébastien Mercier

Über

Paris ist immer eine Reise wert. Der Besucher erhält jedoch in der Regel nur einen oberflächlichen Eindruck von der Geschichte der Stadt und der Menschen, die in ihr leben. Eine Lektüre von Louis Sébastian Merciers Pariser Nahaufnahmen kann hier Abhilfe schaffen. Das Buch gibt einen hervorragenden Einblick in das Pariser Leben in der zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Mercier ist ein Pariser Journalist und Schriftsteller, der neben Theaterstücken und Essays mehr als 1.000 Kapitel über das Leben und Treiben in der französischen Hauptstadt vor der Revolution veröffentlichte. Pariser Nahaufnahmen ist ein Auszug aus diesen 1.000 Kapiteln, ausgewählt und übersetzt von Wolfgang Tschöke. Mercier interessierte sich nicht für Kirchen, Schlösser und die große Politik, sondern für den Alltagstrubel in seiner Heimatstadt. Er nahm damit eine Entwicklung vorweg, die die moderne Geschichtswissenschaft erst vor wenigen Jahren einschlug.

Der Autor ist ein brillanter Zeitzeuge. Er beschreibt vor allem Missstände, die ihm bei seinen Spaziergängen durch Paris auffallen, so zum Beispiel die öffentlichen Kanäle und die Schlachterei. Spöttisch ins Visier nimmt Mercier die Gewohnheiten der Reichen, die ihren Reichtum zur Schau stellen. Themen, die auch heute noch aktuell sind, wie der Umgang mit unehelichen Kindern und Prostitution, werden ebenso aufgegriffen. Es ist nicht nur der lebhafte Erzählstil von Mercier, der eine stimmungsvolle Atmosphäre schafft. Schwarzweiß-Fotografien von Eugène Atget und Hippolyte Bayard, die Bilder stammen aus dem 19. Jahrhundert, tragen einen nicht geringen Anteil dazu bei, das Pariser Leben in der Vergangenheit in der Vorstellung des Lesers lebendig werden zu lassen. --Markus Hofstetter

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