Schätze aus dem Morgenland : orientalische Baukunst von Damaskus bis Granada

von Henri Stierlin

Über

Da ist jemand auf faszinierende Spurensuche gegangen: Bauwerke und Monumente, Paläste und Mosaiken, Minarette und Moscheen, Gebetssäle und Keramiken, alles Schätze feinster und höchster islamischer Baukunst. Gesammelt zwischen Damaskus und Granada von einem, der die Islamische Kunst besser kennt als irgendein anderer: Henri Stierlin.

Dieser Bildband gehört ganz sicher in die Kategorie Luxus: seine Aufmachung, die Wuchtigkeit der großformatigen Bilder, die Vielfalt und Darstellung von Größe und Details lässt Begeisterung und Kenntnis, Liebe und persönliche Verbundenheit mit dem Buchthema deutlich erkennen. Aber da hat jemand auch noch ein ganz anderes Anliegen. „Der Islam...steht im Mittelpunkt einer Diskussion, die unsere gesamte Gesellschaft erfasst hat. Er fordert von seinen Beobachtern, dass sie seine Ursprünge verstehen, seine Entwicklungen verfolgen, seine Eigenheiten begreifen.“ Dazu gehört auch, zu erkennen, dass „das europäische Mittelalter ebenso wie die islamische Kultur, auf einer ganzen Reihe antiker Elemente hellenistisch- römischen und jüdisch- christlichen Ursprungs basieren.“ Die Spuren der Kämpfe um Macht und Religion, um Glauben und Herrschaft, muss man nicht in den Geschichtsbüchern nachlesen. Aufmerksame Augen entdecken auch die Hinterlassenschaften in der Architektur. Beim Islam sogar ganz in unserer Nähe, im gesamten Mittelmeerraum.

Nicht nur historisch äußerst fachkundig, in Sachen Kunst und Architektur fundiert, spannend und geradezu unterhaltsam, präsentiert sich Henri Stierlin auch ganz unfreiwillig noch als Fremdenführer und präsentiert Bauwerke von atemberaubender Schönheit.

Ja, natürlich wird der Alhambra in Granada der imposante Auftakt überlassen und dann reihen sich Kunstwerke und spektakuläre Bauten aneinander wie Perlen an einer Schnur. Bizarres, wie das spiralförmige Minarett der Mosche von Samarra am Tigris, das aussieht wie eine überdimensionale, auseinandergezogene Rolle Papier, Wüstenschlösser in den Steppen und Halbwüsten Jordaniens und Syriens, aber auch ein arabisches Astrolabium, womit die Höhe der Gestirne über dem Horizont bestimmt wurde. Spanien, Tunesien, Marokko, Ägypten und Griechenland sind Stationen und zeigen steinerne Zeugnisse einer wechselvollen Geschichte.

Baukunst als Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklung, religiöser Zugehörigkeit, als Zeichen von Reichtum und Macht. Es gibt Epochen, Blütezeiten und Niedergänge, sich ausbreitende Volksstämme, Dynastien, Wanderungen und Karawanen, Kämpfe und Kriege, die Kulturkreise immer wieder veränderten. Die monumentalen Bauten scheinen für die Ewigkeit zu sein und vielleicht letztlich auch in ihrer Vielfalt ein Plädoyer für mehr Toleranz. Über 400 Aufnahmen in dem knapp 300 Seiten starken Buch gewähren einen fantastischen Einblick in die „Schätze aus dem Morgenland“, mit denen das Buch selbst zu einem ebensolchen wird! --Barbara Wegmann

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