Keiko

Roman, Historische Fiktion von Jamie Ford

Über

In seinem vielversprechenden Debüt erzählt Jamie Ford die Geschichte der ungewöhnlichen Liebe zwischen dem chinesischstämmigen Henry und der jungen Japanerin Keiko im amerikanischen Seattle. Es ist eine Liebe, die sich während des Zweiten Weltkriegs gegen Vorurteile, Hass und Verfolgung behaupten muss.

Der Autor lässt seinen Roman im Jahre 1986 beginnen. Henry, der Protagonist der Geschichte, ist „ein Mann zwischen den Lebensaltern“, seit kurzem verwitwet und Rentner. Der Sohn Marty lebt sein eigenes Leben, der Vater überlässt sich einer stummen Lethargie. Eines Tages sieht er wie zufällig, dass neues Leben einkehrt im Panama Hotel, das über vierzig Jahre verlassen und verschlossen gewesen war. „Wie aus einem Traum gerissen“, lässt Henry Erinnerungen zu, gegen die er sich über Jahrzehnte gewehrt hatte, Erinnerungen an glückliche Stunden in der Teestube des Hotels.

Es war 1942, als er Keiko kennenlernte. Henry und Keiko wollten gute Amerikaner sein, wurden aber aufgrund ihrer chinesischen und japanischen Wurzeln isoliert und drangsaliert. Das gemeinsame Schicksal schmiedete sie zusammen, sie verliebten sich ineinander und verbrachten viele gemeinsame Stunden im Park oder bei ihrer Lieblingsmusik, dem Jazz. Henrys Eltern durften nichts von der jungen Liebe erfahren, denn für den Vater waren alle Japaner von jeher Feinde der Chinesen. Nach dem Angriff auf Pearl Harbour wurden 1942 alle Amerikaner japanischer Herkunft in Internierungslager gesperrt, auch Keiko und ihre Familie. Würden Henry und Keiko der großen Politik und dem kleinlichen Hass des Vaters trotzen können und sich nach dem Krieg wiedersehen?

Während Henry über 40 Jahre später seinen Erinnerungen nachgeht, öffnet er sich allmählich seinem Sohn, und auch Marty sieht den Vater nun mit anderen Augen. Ihm wird klar, mit welchen äußeren und inneren Schwierigkeiten Einwanderer der ersten und zweiten Generation zu kämpfen hatten. Er begreift, dass sein Vater nicht zu den Chinesen gehört, die „wie Eiswürfel im Schmelztiegel Amerika“ aufgehen.

Jamie Ford weiß genau, wovon er in seinem Debütroman erzählt. Die Großmutter mütterlicherseits war Chinesin, und er besuchte eine Schule in Seattle in der Nähe von Chinatown. Im Nachwort zu seinem Buch betont Ford, dass er hier keine moralische Anklage erheben wolle, und überlässt es dem Leser zu urteilen. Er erzählt voller Verständnis und nie belehrend, und die bilderreiche Sprache spiegelt das „Bitter and Sweet“ des Originaltitels wunderbar wider. -- Carsten Hansen, Literaturtest

Erschienen

2009

Mitglieder-Rezensionen Eigene Rezension schreiben

Schreibe die erste Rezension

Zum Kommentieren bitte Anmelden