Wer beherrscht die Medien? Jahrbuch 2005. Die 50 größten Medienkonzerne der Welt

von Lutz Hachmeister

Über

Es geht hier um 505 Milliarden Mark. Der Jahresumsatz der fünfzig Mediengrößten -- gestiegen um 60 Prozent innerhalb dreier Jahre. Seinerzeit gaben die Autoren ihrer faktenreichen Fleißarbeit die Startauflage. Nun die Aktualisierung -- gerade als der Allergrößte geschluckt worden ist.

Dass Internet-Primus AOL den Medien-Primus Time Warner genommen hat, liege besonders an "wechselseitigen Verlustängsten und Statusproblemen", kommentieren Hachmeister und Rager. In einem lesenswerten Lagebericht pointieren die Professoren für Journalistik, was hinter den vielen Zahlen steckt und was daraus werden könnte. Bestätigt finden sie ihre umstrittene These: Große Konzerne werden Medienkonzerne oder gar keine mehr sein.

Im Hauptteil haben sie sachlich zusammengetragen, wie die Konzerne ticken und sich entwickeln, was sie planen -- und vor allem: wo ihre Milliarden stecken, wen sie beherrschen. Zusätzlich beschreiben die Autoren, wer die Konzerne beherrscht. Es geht hier also auch um messianische Disney-Manager mit eigenem Staatsgebiet, um Microsofts Kopier-Mentalität von DOS bis zum Explorer. Und um kühle Kalkulierer wie bei der WAZ-Gruppe, wo der Gesellschafter schon mal den 55jährigen Geschäftsführer adoptiert, wenn es dem Geschäft nützt.

Das Geschäft läuft, die Westfalen gehören zu den sieben Deutschen unter den Weltgrößten. Vorneweg Bertelsmann, mit 14,8 Milliarden Umsatz auf Rang 4, dann die ARD (5,6/11) und Kirch (4,7/16). Darauf folgen Springer, WAZ, Holtzbrinck und Bauer. Wie die Großen geboren wurden und aufwuchsen, gaben die Rechercheure ihrem Kompendium ebenfalls bei. So geht es auch um Hinterzimmer in Hollywood und Hotelzimmer in Albuquerque, und um die Brieftauben von Paul Julius Reuter, der bereits 1861 ein Nachrichtenbüro in Südafrika eröffnete. Drumherum allerlei Geschichten, aus seriösen Quellen destilliert, tollste Misserfolge und seltsame Chefnaturen. Dieser übersichtliche Überblick ist nicht nur wichtig, sondern auch überraschend schön zu lesen. --Frank Rosenbauer

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