Stürmen für Deutschland: Die Geschichte des deutschen Fußballs von 1933 bis 1954

von Bernd Wilting, Dirk Bitzer

Über

Das Buch der Autoren Dirk Bitzer und Bernd Wilting gehört zweifellos zu den wichtigsten Publikationen der letzten Jahre zum Thema Fußball: Stürmen für Deutschland ist der gelungene Versuch, erstmals einen Überblick der auch für den Fußballsport überaus schwierigen Zeit von 1933 bis 1954 zu bieten.

Stramm nationalistisch gab sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schon bald nach seiner Gründung im Jahre 1900. Wenig erstaunlich erscheint daher, dass seine Funktionäre sich der Gleichschaltung des Verbands nach der Machtübernahme Hitlers kaum verweigerten. Mit welchem Feuereifer sich allerdings die Vereine zum großen Teil dem "Führerprinzip" unterordneten, gibt sehr zu denken. Mit dem Erlass des Gesetzes zur "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 wurden Juden auch von allen Fußballämtern ausgeschlossen. Vereinsgeschichten und Einzelschicksale zeigen die Auswirkungen dieser "Arisierung" des Fußballs, die Schikanen, denen so genannte "Judenclubs" wie Bayern München oder Eintracht Frankfurt ausgesetzt waren, die Vergünstigungen, mit denen umgekehrt Vereine wie 1860 München rechnen konnten, die von Anfang an auf Linie lagen. Früh bereits hatten die Nationalsozialisten das immense Propagandapotenzial erkannt, das der Massensport Fußball bot. Mit einiger Bestürzung liest man von Spielern wie Herbert Pohl, Rudi Gramlich, Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, die sich mehr oder weniger freiwillig in den Dienst der Sache stellen ließen.

Einen breiten Raum nimmt im Buch der Neuaufbau des DFB nach dem Krieg bis zum Gewinn des Weltmeistertitels 1954 ein. Wie in Wirtschaft und Verwaltung baute man auch bei der Neuorganisation des Fußballs in der Bundesrepublik weit gehend auf die "bewährten" Kräfte der Nazizeit. In der DDR bestimmten dagegen schon bald Figuren wie Stasi-Chef Erich Mielke den Kurs.

Bitzer und Wilting bieten die gelungene Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema, eine umfassende Abhandlung leistet ihr sehr lesenswertes Buch durch seine punktuelle Betrachtungsweise allerdings nicht. Nur schade, dass ein durchaus nötiges Namensverzeichnis fehlt. --Ulrich Deurer

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