Wie ein Licht im Strom

Fiktion von Lauren Belfer

Über

Wie ein Licht im Strom ist ganz einfach elektrisierend. Nicht, dass irgendetwas an diesem Roman, der in erster Linie eine Betrachtung von Illusion, Unsichtbarkeit und Macht ist, einfach wäre. Lauren Belfers Geschichte, die im Frühjahr des Jahres 1901 spielt, als die Vorbereitungen für die "Pan-American Exposition" der Stadt Buffalo im US-Bundesstaat New York einen festen Platz in der Welt zu versprechen scheinen, wird von der unverheirateten Direktorin einer vornehmen Mädchenschule erzählt.

Die 36-jährige Louisa Barrett ist bemüht, ihre Schützlinge von ihren gesellschaftlichen Fesseln zu befreien. "Ich bin recht beschämt über all die Dinge, die ich meinen Schülerinnen, indem ich vortäuschte, sie zu besseren Ehefrauen zu erziehen, vermitteln konnte", sagt sie voller Stolz. Worüber sich Louisa jedoch die meisten Sorgen macht, ist ihr neunjähriges Patenkind Grace Sinclair, das seit dem plötzlichen Tod seiner Mutter zunehmend labil geworden ist. Graces Vater leitet währenddessen mit gefährlichem Eifer die Pläne der Stadt Buffalo für ein Wasserkraftwerk -- sehr zum Ärger der örtlichen Umweltschützer, die jegliche Ausbeutung der nahen Niagarafälle ablehnen. Wird Toms Eifer in dieser Richtung, der geradezu an Fanatismus grenzt, auch nicht vor Mord zurückschrecken?

Das vermittelt aber lediglich eine vage Vorstellung von Belfers komplexer Handlung. Auf 500 temporeichen Seiten schafft sie eine faszinierende, beunruhigende Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Während Louisa gegen ihren Selbsterhaltungstrieb kämpft, droht ihre Vergangenheit -- insbesondere eine üble Begegnung mit dem korpulenten Grover Cleveland -- ihre sorgfältig geschaffene Rolle zu untergraben und ihr größtes Geheimnis zu verraten. Rückblickend auf die Ereignisse von 1901 aus der Sicherheit (und der Enttäuschung) des Jahres 1909 heraus, ist Louisa eine äußerst bissige und faszinierende Erzählerin. Wie ein Licht im Strom ist breit angelegt, subtil, und vor allem sehr physisch. In ihrem ersten Roman lässt uns Lauren Belfer das Rauschen des Wassers, die Sensation des Lichts, das Knistern von sozialen Spannungen und -- bedauerlich für Louisa -- die Verzweiflung über tragische Unvermeidlichkeit spüren. --Sophie Atherton

Erschienen

1999

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